Es gibt manchmal ...

Jürgen Pagel

Es gibt manchmal ...

… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).

1. Das ständige KI-Bashing – die Zeit entwickelt sich weiter und „wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Ist halt so. Als ich mir 1995 den ersten PC kaufte (Escom 32MB getaktet mit Turbotaste und einem Monitor so dick wie ein Schrank), hatten viele Leute die Befürchtung, dass abertausende Arbeitsplätze verloren gehen. Das ist passiert, aber nicht wegen der Einführung des PC’s.
Die künstliche Intelligenz ist nicht der Tod der Fotografie. Wir werden lernen (manche auch nicht), damit umzugehen, unsere Arbeitsweise an die neue Technologie anpassen und uns die Vorteile zu Nutze machen.
Wer schon mal in Adobe Firefly ein Bild hat kreieren lassen wollen, musste feststellen, dass es so einfach wie es sich anhört und auf den ersten Blick aussieht, nicht ist. Lieschen Müller wird damit nichts am Hut haben. Kein Familienfoto wird ersetzt werden und solange die Software keine Finger (Anzahl und Form) richtig darstellen kann, müssen wir Fotografen uns überhaupt keine Sorgen machen.
Auch die analoge Fotografie wird jedes Jahr auf‘s Neue totgesagt. Und sie lebt immer noch. Derzeit verzeichnet sie eine wachsende Fangemeinde. Wohl dem, der seine alten Kameras noch im Schrank liegen hat.
Digitalfotografie wurde mit ihrer Einführung als Hexenwerk verteufelt und behauptet, dass nun jeder fotografieren kann. Wir wissen mittlerweile alle, das dem nicht so ist.
Die KI macht uns das Leben deutlich leichter und sie wird immer mehr Einzug in unser fotografisches Leben halten.

2. Markenbesessenheit – jede Kamera hat ihre Daseinsberechtigung. Wer mit Sony fotografiert, ist nicht besser als jemand, der dasselbe Bild mit Canon macht.
Es ist vollkommen egal, welcher Name auf dem Blitz steht – Licht ist Licht. Das ist nicht besser oder schlechter, nur weil Godox oder Rollei darauf steht.
Sowohl die Kamera wie auch das ganze Equipment sind nur Mittel zum Zweck.

3. Weiterbildungsverweigerung – das gibt es auch in anderen Berufen. Niemand weiß und kann alles. Bestenfalls lernt man auf einem vermeintlich nutzlosen Workshop neue Leute kennen, kann sein eigenes Geschäft durch Networking voranbringen, erfährt dieses und jenes in der Szene oder erlernt neue Techniken, die einen begeistern und die eigenen Bilder verbessern.

4. Neidgesellschaft – das ist in letzter Zeit richtig übel geworden. Ständig wird A mit B verglichen, der darf das fotografieren und dieser jenes. Wieso der und wieso ich nicht? Das hat seinen Grund. Vielleicht ist A besser als B? Vielleicht hat A das bessere Netzwerk. Weil A im Gegensatz zu B unter die Leute geht, auf Messen und Ausstellungen und den einen oder anderen Workshop besucht. Vielleicht hat A jahrelang auf seinen Erfolg hingearbeitet, während B das alles nicht interessiert hat. Und vor allem: Neid macht einsam. Und er beeinflusst nichts, außer Dich selbst auf sehr negative Art und Weise. Und manchmal hat man eben auch ein bisschen Glück, wie vieles Im Geschäftsleben Glücksache ist. Am richtigen Ort mit den richtigen Leuten zur richtigen Zeit. Letztendlich funktioniert aber auch das nur, wenn man einen Plan hat, strukturiert vorgeht und sein Ziel hartnäckig mit körperlichem und geistigem Einsatz verfolgt.

5. Dieses ständige Gemecker – und schlechtreden „das wird eh nix“, „was für eine blöde Idee“ oder „wie kannst Du nur“. Meistens kommen solche Kommentare von Menschen aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis, die selbst weder selbstständig waren noch irgendwelche Erfolge auf der Habenseite verzeichnen und ganz arg oft vom Geschäft der Fotografie überhaupt keine Ahnung haben, sich auch noch nie damit auseinandersetzten.
Richtig wäre: „Super, was genau machst Du da?“ oder „kann ich Dir dabei helfen“ oder „hab‘ Spaß daran, übrigens kenne ich da jemanden, der dich unterstützen könnte“. Das fehlt in unserer Gesellschaft. Hilfe geben, sich selbst nicht zu schade sein, Neugierde und Freude daran, dass andere großartige Ideen haben. Wirklich schade. Stattdessen muss man sein eigenes Tun ständig rechtfertigen. Das kostet viel Kraft und Energie, die anderweitig eingesetzt, sehr viel nutzbringender wäre.

So, genug des Meckern's auf etwas, dass wir wahrscheinlich nicht zu ändern in der Lage sind. Wir können nur mit gutem Beispiel vorangehen, andere motivieren, Tipps geben und animieren, es uns nachzutun.
Last uns einfach anfangen damit.

©2024 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 15 Mai, 2024
Die Frage lässt sich m.E. nicht mit „besser“ oder „schlechter“ beantworten. Beide Objektiv-Varianten haben ihre Daseinsberechtigung sowie ihren Zweck. Und beide lassen sich natürlich auch kombinieren.
von Jürgen Pagel 13 Mai, 2024
Viele Wege führen bekanntlich nach Rom. So führen sicher auch mehr als sieben Regeln zu einer guten Bildgestaltung und bekanntermaßen sind Regeln dazu da, gebrochen zu werden – wenn man sie kennt. Nur dann! Aber bestimmt ist es Dir bei der Betrachtung von Bildern – ohne daran öffentlich Kritik zu üben – aufgefallen, dass manche Dich unmittelbar ansprechen und andere nicht. Schaut man in die einschlägigen Anfänger-Foren, findet man entweder (zu) stark bearbeitete oder gar nicht entwickelte Fotos. Selten sind welche dabei, bei denen man den Eindruck gewinnt, dass der- oder diejenige verstanden hat, um was es eigentlich bei einem Bild geht. Fotografieren ist lebenslanges Lernen, weil sich die Technik ändert und Anpassungen erfordert, weil man sich selbst als Mensch, als Person weiterentwickelt und somit auch einen starken Einfluss auf seine eigenen Bilder nimmt – letztendlich auch die Bilder anderer anders wahrnimmt. Als Anfänger tendiert man (komischerweise) fast immer zu einer zu starken Bearbeitung.
von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
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